Die "Vierzig Myrrhenbüschel vom Leiden Christi". Untersuchung, Überlieferung und Edition.

Der vermutlich in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstandene mhd. Passionstraktat ›Vierzig Myrrhenbüschel vom Leiden Christi‹ geht aus von dem im Hohelied (Ct 1,12) genannten Myrrhenbüschel, das von der Braut (sponsa) zwischen den Brüsten getragen wird. Dieses wird im Traktat in einer konstruierten Allegorie als Bündel von vierzig kleinen Büschelchen dargestellt, welche die Stationen auf dem Leidensweg Christi vom Letzten Abendmahl bis zur Auferstehung bezeichnen. Anhand dieser büschelin meditiert die sponsa jede einzelne Leidensstation, lässt sich von den Schmerzen Christi innerlich berühren und lernt – vermittelt durch Visionen und Auditionen – an jeder der vierzig Stationen drei Nutzen für ihr praktisches Glaubensleben kennen. Diese vorbildlichen Betrachtungs- und Lebensweisen trägt ein fiktiver, anonymer geistlicher Vater innerhalb eines Unterweisungsgesprächs seinen ebenfalls anonym bleibenden geistlichen Kindern zur Reflexion und Nachahmung vor.

Neben der Edition der in elf Handschriften und zwei Exemplaren einer Inkunabel bezeugten ›Vierzig Myrrhenbüschel vom Leiden Christi‹ bietet die Dissertation die Untersuchung des Motivs und des Inhalts des Traktats sowie eine Darstellung des Tradierungsprozesses und des historischen Bezugsfeldes des Textes.