Volksbildung als Regierung – Freiheit, Institutionen und Sicherheit bei Gotthelf

In Gotthelfs Predigttätigkeit sowie in seinem Erzählwerk zeigt sich eine durchgängige Beschäftigung mit anthropologischen Fragen. Es finden sich, wenn man nach Themen wie Freiheit, Obrigkeit, Ordnung oder Gleichheit fragt, primär christlich begründete Vorstellungen, aber es lohnt sich, seine Argumentationen einmal von einem betont ausserchristlichen Standpunkt her zu betrachten. So soll vor dem Hintergrund der Foucaultschen Gouvernementalitätstheorie nach dem Verhältnis von individueller Freiheit und Obrigkeit in Gotthelfs »Bilder und Sagen aus der Schweiz« sowie in seinen bislang zum grössten Teil noch nicht edierten Predigten gefragt werden. Es wird untersucht, inwiefern mit dem Begriff Mündigkeit die ethische Vermittlung zwischen den beiden Polen beschrieben werden kann und es wird zu zeigen sein, ob und wie sich die Annahme über die Stellung und das Wesen des Menschen mit den Jahren, insbesondere nach 1831 ändert, wie der Zusammenhang von Freiheit und Ordnung in einem zunehmend liberalen Staatswesen gedacht werden kann.